Aparigraha: Entrümpeln macht glücklich

„Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich zu dem, was ich sein könnte. Wenn ich loslasse, wer ich bin, bekomme ich, was ich brauche.“

Lao Tzu

Dieses Zitat enthält die gesamte Essenz von Aparigraha. Der Sanskrit-Begriff ist am ehesten mit dem Wort „Nicht-Anhaftung“ zu übersetzen. Das yogische Konzept, das auch in den Yamas und Niyamas (den Geboten und Verboten in den alten vedischen Schriften) beschrieben wird, befreit uns vom Leid. Es fordert uns dazu auf, uns ständig vor Augen zu führen, dass wir in jedem Augenblick alles haben, was wir brauchen. Nichts aus dem Außen kann uns je vervollständigen, da wir bereits vollständig sind.

Ausmisten befreit

Aber darauf zu achten, an welchen materiellen Dingen wir festhalten, kann schon viel in uns verändern und unsere Tendenz, Dinge zu horten, abschwächen. Wenn wir es schaffen, unseren inneren aber auch unseren äußeren Raum zu entrümpeln, kann Energie – oder Prana – leichter und freier fließen. Und damit kreieren wir Raum für alles, was das Universum sonst noch für uns bereithält. Wir erlauben uns damit ein Leben im Flow.

Viele denken jetzt vielleicht an Mönche oder Nonnen, die alle weltlichen Besitztümer ablehnen und ihr Leben nur noch dem Dienen anderer widmen. Für die Mehrheit von uns ist das mit Sicherheit nicht die Berufung. Wir wählen stattdessen, mit unseren Familien, in bequemen Wohnungen mit allen möglichen Annehmlichkeiten zu leben. Aber das Konzept des Aparigraha ist nichts desto trotz relevant für uns alle. Denn entscheidend ist unsere Geisteshaltung gegenüber diesen materiellen Dingen: Wenn wir diese in Dankbarkeit annehmen und uns dabei immer auch vor Augen führen, dass wir sie nicht mit ins nächste Leben nehmen können, und vor allem, dass sie uns nicht zu dem machen, wer wir sind, erfüllen wir das Yama (oder Gebot) des Aparigraha, also der Nicht- Anhaftung, bereits sehr gut.

Leben im Jetzt

Lao Tzu sagt: „Wenn wir realisieren, dass alle Dinge vergänglich sind, gibt es nichts, woran wir festhalten möchten.“

Je früher sich diese Idee in uns festigt, desto leichter fällt es uns, ein ausgeglichenes und glückliches Leben zu führen. Sich an materiellen Besitz, andere Menschen, Erwartungen, Erinnerungen oder Zukunftspläne zu klammern, zwingt uns, aus der Gegenwart und dem gegenwärtigen Moment auszutreten. Dies wiederum erzeugt gleichzeitig Unruhe und Ängste, weil wir nicht wollen, dass sich Dinge oder bestimmte Situationen verändern. Soll bedeuten: Wenn wir die Freude, die uns Erlebnisse, Beziehungen und Objekte in unserem Leben bringen, genießen können, ohne daran festzuhalten und dabei jeden Moment ganz bewusst wahrnehmen, leben wir das Gebot des Aparigraha.

Unser Atem lehrt uns dieses ständig wiederkehrende Loslassen sehr anschaulich: Jeder Atemzug beginnt mit einem leeren Raum, der sich anfüllt. Der Atemzug endet und muss letztlich wieder weichen. Wir können schlichtweg keinen Atemzug ewig halten! Der Versuch, dies zu tun, erzeugt Leid, Angst und Beklemmung. Aber die pure Beobachtung des Wunders Atmung – das Gewahrsein in jedem Augenblick – bringt uns tiefen Frieden. Vielleicht sogar Freude. Yoga ist daher kein Work-Out, sondern ein Work-In! Und darin liegt der Schlüssel unserer spirituellen Praxis. Wir lernen, unsere Herzen zu öffnen und den Fokus darauf zu richten, wer wir bereits sind und nicht, wer oder was wir einmal sein könnten.

Du bist was du suchst – das Universum in dir

In den alten hinduistischen Schriften, den Upanishaden, gibt es eine Kernphilosophie, die Antwort auf die existenziellste Frage überhaupt gibt. Die Advaita Vedanta (ad vaita steht im Sanskrit für „nicht zwei“ bzw. „nondual“, Vedanta bedeutet „ultimative Realität“, „das Absolute“) drückt aus, dass alles, was IST, im Grunde aus ein und derselben Essenz (nämlich „Brahman“, Sanskrit für „das Göttliche“ oder „Essenz des Seins“) besteht. Das Erkennen der Essenz des Seins im Hier und Jetzt ist es, was Hinduisten wie auch Buddhisten unter „Erleuchtung“ verstehen. Ein für mich hilfreicher Versuch, dieses Denkmodell der Nondualität besser zu verstehen, ist ein Gleichnis, das sich ebenfalls in den alten indischen Schriften wiederfindet: Brahman ist wie Gold in seiner rohsten Form, genau so, wie es sich tief im Erdgestein verbirgt. Wenn es gehoben, eingeschmolzen und schließlich zu Schmuck, Uhren oder Münzen weiterverarbeitet wird, hat es zwar eine gänzlich andere Erscheinungsform. Dennoch ist es in seiner Essenz immer noch Gold (Brahman). Advaita Vedanta bringt zum Ausdruck, dass alles, wonach wir im Außen suchen, um uns zu vervollständigen, einzig und allein in UNS selbst zu finden ist. Und zwar immer im gegenwärtigen Augenblick. Der Youtube-Kanal „Wunder des Seins“ bringt diese Kernbotschaft hervorragend und sehr einfach erklärt auf den Punkt (absolute Empfehlung meinerseits, Dauer knapp 7 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=XVaihEzTxkU

Der Pfad des Yoga zur Erkenntnis des Absoluten:

Unser Einssein mit Brahman, der Essenz von allem, kann auf verschiedene Arten erfahren werden. Am natürlichsten erfahren lässt es sich wahrscheinlich beim Anblick eines Neugeborenen. Noch weit entfernt von jeglichen Alltagseinflüssen ist ein Baby völlig präsent, unschuldig und reines Bewusstsein. Es ist weder in selbst konstruierte Glaubenssätze, noch in eingefahrene Denk- oder Verhaltensmuster verstrickt und sieht die Welt vollkommen unvoreingenommen, völlig urteilsfrei, wie ein unbeschriebenes Blatt. Dieses Neugeborene ist Brahman in seiner reinsten Form. Die Essenz des Göttlichen. Und zugleich der lebende Beweis, dass Gott in uns selbst wohnt. Im weiteren Lebensverlauf verlieren wir durch äußere Einflüsse zunehmend dieses reine Bewusstsein und unsere Präsenz im gegenwärtigen Augenblick. Wir lassen uns von der Illusion unseres eigenen menschlichen Daseins zusehends überwältigen und verlieren immer mehr das Bewusstsein über das Göttliche in uns.

Das Ende der Suche

Yoga unternimmt den Versuch, diese Getrenntheit von uns selbst, unserer Seele, durch fokussierende Asanas (Körperübungen) oder Meditation (das Zur-Ruhe-Bringen des Geistes) aufzulösen. Ziel ist es, unseren Körper und Geist wieder in Einklang mit unserer „Weltseele“ (Sanskrit: Atman) zu bringen und zu erkennen, dass Brahman jetzt und immer in uns wohnt. Mit dieser Erkenntnis kann die Suche im Außen (nach Anerkennung, Liebe, Reichtum, Ruhm, etc.) sofort enden und ein dauerhafter Zustand von Freude, Glück und Dankbarkeit einkehren.

Mein Glüxraum: Wie alles begann

Der Glüxraum ist mein Traum. Tatsächlich kam mir die Idee für diesen Blog im Schlaf! Ich hatte wenige Tage zuvor ein Interview mit Kurt Tepperwein gesehen, den ich besonders schätze und der mich mit seiner schlichten, aber pointierten Weisheit geradezu verblüfft. Das Interview handelte davon, wie es gelingen kann, seine wahre Berufung im Sinne von erfüllender beruflicher Tätigkeit zu finden. Sein Ansatz ist so einfach wie effektiv: „Schreib dir zwei Spalten auf einen Zettel. Überlege in der ersten Spalte: Wo liegen meine Fähigkeiten und Talente? Schreib alles auf, was dir einfällt. Ganz egal, ob du es beruflich für relevant erachtest oder nicht. In die zweite Spalte schreibst du alle Dinge, die dir Freude bereiten. Also zum Beispiel: Kochen, wandern, malen, singen, tanzen, Freunde treffen, usw. Die Kombination aus diesen beiden Spalten ergibt deine Berufung.

Und das musste ich sofort ausprobieren! Vorneweg: Ich würde mich selbst als ewig Suchende beschreiben: Mit meinen 35 Jahren habe ich schon so einiges ausprobiert, alles Mögliche studiert, mich fortgebildet. Ich investierte jede Menge Zeit, Energie und nicht zuletzt auch Geld, um in meiner wahren Bestimmung anzukommen. Es wollte sich aber einfach kein Zustand der Erfüllung oder Zufriedenheit einstellen.

Mehrere Schicksalsschläge in meiner Familie, aber auch meine damals neue Mutterrolle führten dazu, dieses ständige Ringen mit mir selbst, die dauernde und kräftezehrende Suche nach meiner Berufung immer mehr zu hinterfragen. Ich fühlte, dass meine bisherigen Bestrebungen und das bloße Anhäufen von Wissen wohl nicht zielführend sein würden.

Es war an der Zeit, tiefer in mich zu gehen und mich grundlegend zu hinterfragen: Wer bin ich eigentlich? Und welche Anteile in mir versuchen lediglich, äußeren Erwartungen gerecht zu werden? Was ist MIR wichtig? Es galt letztlich, die mit Abstand schwierigste Frage zu stellen: Was WILL ich? Tatsächlich war ich dieser Frage schon mein ganzes Leben tunlichst aus dem Weg gegangen. Und es zeigte sich, dass mich diese Auseinandersetzung mit mir selbst große Überwindung kosten und sicher kein Spaziergang sein würde. Wohl eher ein Ultra-Marathon.

Aber zurück zu Kurt Tepperwein: Ich lauschte seiner beruhigenden Stimme, kurz bevor ich ins Bett ging. Es war ein emotional aufwühlender Tag gewesen und so bestand meine Hoffnung einfach darin, entspannt einschlafen zu können. Seine Anleitung, die eigenen Fähigkeiten und Freuden aufzulisten, klang für mich zunächst etwas lapidar. Ich befand aber schließlich, dass es doch einen Versuch wert sein könnte und malte zwei Spalten auf ein weißes Blatt. Es fiel mir bei Weitem leichter, meine (durch Zeugnisse oder Fortbildungen ja bereits offiziell bescheinigten) Fähigkeiten auf Papier zu bringen, als mir darüber klar zu werden, was in meinem Leben mir wahre Freude bereitet, was mich beflügelt. Das allein war schon eine erstaunliche Erkenntnis für mich. Ich blieb aber hartnäckig und betrachtete schließlich das Ergebnis: Auf weiten Strecken stimmte die linke mit der rechten Spalte überein – ich hatte nur andere Worte gewählt! Auffallend rational stellten sich meine Fähigkeiten und Talente in der linken Spalte dar (Sprachen, Schreiben, BWL, Psychologie,…). Die rechte Spalte aber entsprang direkt aus meinem Herzen (Reisen, spannende Geschichten lesen und erzählen, Zusammenhänge in der Welt verstehen, der Austausch mit Menschen,…). Im Prinzip war es möglich, zwischen allen Themen links und rechts eine Verbindung herzustellen. Nun ist es natürlich kein Geheimnis, dass wir das, was wir gerne tun, auch besonders gut können. Aber ich denke, die wenigsten Menschen führen sich ihre Fähigkeiten und Freuden so klar vor Augen, dass sie aus ihrem Querschnitt eine Berufung ableiten können.

Wesentlich war in diesem Selbstversuch für mich, zu erkennen, welchen Unterschied es ausmacht, sich selbst und seine Talente mit dem Herzen wahrzunehmen und nicht nur rational zu fragen: was kann ich gut? Aus welchen Fähigkeiten erwächst wirklich Freude? Was erfüllt mich? In welchen Tätigkeiten gehe ich voll auf? Wo spüre ich den viel zitierten Flow?

Kurt Tepperwein war verstummt und ich eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte ich – für meine Verhältnisse sehr ungewöhnlich – schon um 5 Uhr Früh völlig euphorisch und energiegeladen auf. Seit langer Zeit konnte ich mich erstmals wieder an einen Traum erinnern! Es durchfuhr mich wie ein Blitz: Ich hatte sehr plastisch ein Haus vor Augen, das auf einer grünen Wiese stand. Es war mein Haus! Ein charmantes, gemütliches Gebäude mit vielen Räumen. Es beherbergte alle und alles, was mir Freude macht und ich fühlte mich unendlich wohl. Das war DIE zündende Idee! Ein solches Haus könnte vielleicht vielen Menschen dienlich sein, um ein glücklicheres, gesünderes, erfüllteres Leben zu führen! Ein Ort, der einem Orientierung, Wohlbefinden und Gesundheit schenkt und an dem wir uns auf das Wesentliche besinnen. Ein GLÜXRAUM – wie er nun hier virtuell entstanden ist. Meine Hoffnung ist, dass er auch Dir ein bisschen mehr Glück und Freude in Dein Leben bringen möge. Herzlich Willkommen!

Dein Glüxraum – Photo by Pixabay on Pexels.com
Auf Reisen.

Resilienz: Aus Krisen wirst du stark

Es gibt Menschen, die an Krisen scheitern und zerbrechen. Andere wiederum überstehen selbst widrigste Situationen unbeschadet. Was uns die Corona-Krise über Widerstandsfähigkeit und Resilienz lehren kann.

Allein sein zu müssen ist das Schwerste. Allein sein zu können das Schönste! Dass das stimmt, zeigt sich wohl in dieser weltumspannenden Isolationsphase am deutlichsten. Das größte Sozialexperiment aller Zeiten: Wie reagiert der Mensch auf eine unbestimmt lange Phase des social distancing? Welche psychischen Mechanismen werden in Gang gesetzt, wer geht gestärkt aus der Krise hervor, wer wird sie als schlimme Lebenszeit verbuchen?

Resiliente Menschen zeichnen sich durch eine ausgeprägte psychische Widerstandskraft aus und die Fähigkeit, Krisen und Rückschläge unbeschadet zu überstehen – ja sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen! Jeder von uns bringt ein bestimmtes Maß an Resilienz mit, manche mehr, andere weniger.

Auch Unternehmen brauchen gerade in turbulenten Zeiten tatkräftige und nicht vor Angst erstarrte, orientierungslose Führungskräfte und Mitarbeiter. Das Resilienzmodell kann daher ein bestimmender Einflussfaktor für erfolgreiche Organisations- und Personalentwicklung in Unternehmen sein. Diese sichern dadurch ihre Flexibilität und Innovationskraft – Faktoren, die in dynamischen Zeiten über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Aber: Jedes Unternehmen kann nur so resilient sein wie seine Mitarbeiter.

Der Begriff „Resilienz“ leitet sich aus dem Lateinischen ab (resilere) und bedeutet so viel wie „zurückspringen“, „abprallen“. Bildlich dient ein Stehaufmännchen am besten, um den Begriff zu beschreiben. Resilienz ist ein ständiger Prozess des Ausbalancierens zwischen operationeller Geschlossenheit und Umweltoffenheit.

Resiliente Menschen besitzen ein Grundvertrauen in das Leben und die Gewissheit, dass einem Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Herausforderungen des Alltags zu begegnen. Auch Selbstwirksamkeit spielt eine entscheidende Rolle: damit ist gemeint, eine Person glaubt daran, bestimmte Handlungen ausführen zu können, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Wie lange hält jemand eine Handlung aufrecht – auch in Anbetracht gewisser Widerstände? Wer gibt sofort auf, wenn die nötige Anstrengung größer wird?

Welches sind entscheidende Einflussgrößen auf die Resilienz von Menschen?

Resiliente Menschen sind…

  • verantwortungsbewusst und leistungsorientiert
  • akzeptieren eine Krise und die damit verbundenen Gefühle
  • suchen nach Lösungen
  • fühlen sich nicht als Opfer der Umstände
  • bleiben optimistisch
  • planen zukunftsorientiert
  • sind in der Lage, sich positiv anzupassen
  • sind meist freundlich, gut gelaunt und herzlich
  • rufen bei Dritten positive Reaktionen hervor
  • verfügen meist über überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten und eine hohe Sozialkompetenz sowie gute Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten

Die sieben Säulen der Resilienz (nach Reivich/Shatté)

Dem Konzept liegt zugrunde, dass jeder selbst über seine Resilienz verfügen und lernen kann, schwierige Situationen besser zu meistern. In ihrem „Sieben-Säulen-Modell“ haben Reivich und Shatté formuliert, welche Fähigkeiten und Eigenschaften ein Mensch haben sollte, um mit krisenhaften Veränderungen erfolgreich umgehen zu können:

  1. Optimismus
  2. Akzeptanz
  3. Lösungsorientierung
  4. Opferrolle verlassen
  5. Verantwortung übernehmen
  6. Zukunftsplanung
  7. Netzwerkorientierung (soziale Interaktion)

Die sieben Schlüssel, um innere Stärke zu entfalten: (nach Reivich/Shatté)

  1. Gedankenbeobachtung: Gedanken lenken unser Handeln. Sie beeinflussen unsere Gefühle. In schwierigen Zeiten gilt es also, darauf zu achten, welche Gedanken es sind, die Unwohlsein verursachen. Wie realistisch sind diese wirklich? Hier ist eine große Portion Selbstwahrnehmung gefragt!
  2. Denkfehler identifizieren: Denkfallen sind Überzeugungen, die fest verankert sein können. Viele Menschen scheitern immer wieder am selben Punkt – etwa, dass sie sich selbst die Schuld an ihren Fehlschlägen geben. Sie fühlen sich dadurch kraftlos und schwach. Wenn sie sich dessen bewusst werden, können sie den Denkfehler korrigieren.
  3. Eisberg-Überzeugungen aufspüren: Mit „Eisberg-Überzeugungen“ meinen Reivich und Shatté tief sitzende Idealvorstellungen, die einen erheblichen unbewussten Einfluss auf das Denken, Handeln und Fühlen von Menschen ausüben können. Diese sind oftmals starr und damit wenig förderlich, wenn man seinem Leben eine Wendung geben möchte. Positive Denkmuster helfen dabei, die eigene Problemlösungskompetenz zu steigern!
  4. Problemlösekompetenzen trainieren: Wie verhalte ich mich, wenn es gilt, ein Problem zu lösen? Bin ich auf einen spezifischen Lösungsweg fixiert? Dann sollte ich das erkennen und hinterfragen!
  5. Katastrophendenken abstellen: Viele Menschen neigen dazu, voreilig vom Schlimmsten auszugehen, blockieren sich in schwierigen Lagen also selbst. Ein angsteinflößendes „Wenn-dann-Denken“ sollte gestoppt werden, um rechtzeitig einen konstruktiven Plan zur Krisenbewältigung zu entwickeln.
  6. Beruhigen und Fokussieren: Kontrolle über die eigenen Gedanken und eine innere Ruhe sind Grundlage für die Bewältigung von Krisen. Wer in Aufregung und Stress verharrt, dem fehlen Ruhe und Kraft für das Sammeln klarer Gedanken. Daher sind das Beherrschen von Entspannungstechniken und regelmäßige Meditation sehr hilfreich!
  7. Resilienztechniken in Echtzeit praktizieren: Dieser Schlüssel ist die Integration aller zuvor genannten Resilienztechniken in den Alltag. Sobald schädliche Gedanken auftauchen, sollten Resilienzschlüssel automatisiert zum Einsatz kommen. Gedanken- und Impulskontrolle sind dabei entscheidend!

Ganz unabhängig von der derzeitigen Ausnahmesituation sind Resilienz und ein bewussterer Umgang mit schwierigen Lebenssituationen für uns hilfreiche Tools, die gezielt eingesetzt und deren Wirksamkeit auch trainiert werden kann.

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Gestatten? Mein Geist und bester Feind

„Von allen Urteilen, die wir im Leben fällen, ist keines so wichtig wie jenes, das wir über uns selbst fällen.“

Nathaniel Branden

Unser Gedankenkarussell dreht sich 24/7. Es hört niemals auf, es sei denn, wir gehören zum erlauchten Kreis jener Menschen, die als „erleuchtet“ gelten und sich nur noch im Nirvana bewegen – also in der absoluten Gedankenlosigkeit, ohne Zeit und Raum. Unser Geist ist darauf programmiert, unaufhörlich zu funktionieren. Und das bedeutet, er produziert ununterbrochen Gedanken. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob diese Gedanken gerade lebensentscheidend oder völlig profan sind. Was zählt, ist, dass unser Gehirn niemals inaktiv sein darf. In diesem Fall wären wir nämlich tot… ein eher unerfreulicher Zustand. Davor bewahrt uns unser Oberstübchen ebenso zuverlässig wie unser Herz, das Tag und Nacht, schon im winzigsten Zellhaufen im Mutterleib bis an unser seliges Ende schlägt.

Geschichtenerzähler

Ich bin diesem Wunderwerk der Schöpfung – unserem Gehirn – zwar unendlich dankbar, dass ich mich dermaßen auf seine Leistungsfähigkeit und Ausdauer verlassen kann. Andererseits wundere ich mich schon auch oft darüber, welche haarsträubenden und kuriosen Geschichten es mir den lieben langen Tag erzählt. Vor allem über mich selbst! Und das kann zwar manchmal amüsant sein, meistens aber ganz schön runterziehen… Vor allem, wenn ich diesen Erzählungen wider besseren Wissens Glauben schenke:

„6:15 Uhr: Mist. Zum dritten Mal auf Snooze gedrückt und wieder eingeschlafen. Jetzt muss ich aber wirklich aufstehen! Warum kann ich Idiot denn nicht mal früher schlafen gehen, wenn ich in der Früh so hundemüde aus dem Bett krieche… 6:18 Uhr: Wie siehst DU denn heute wieder aus? So kann dich doch keiner ertragen! Erst mal eine Schicht Make-up drauf, um das Schlimmste zu verdecken… 6:45 Uhr: Verdammt! Jetzt hast du Depp schon wieder vergessen, Kaffee einzukaufen. Und die Jeans hat auch schon mal lockerer gesessen. Du solltest endlich mal von dieser elenden Schokoladensucht loskommen. Aber dafür bist du ja sowieso viel zu inkonsequent. Das schaffst du nie… 7:15 Uhr: Schon wieder bist du zu spät dran – jetzt kommst du natürlich in die schlimmste Rush-hour rein, ist ja typisch für dich! Und diese ganzen Termine heute – das kann ja heiter werden. Bla, bla, bla…“

Ja, da kommt Freude auf und der Tag fängt gleich richtig positiv an! Wenn mein Geist eine Person wäre, ich würd ihr glatt eine reinhauen. Vor allem in der Früh, weil ich bin echt kein Morgenmensch… Hoppla! Schon wieder Bullshit, den mir mein Gehirn da gerade erzählt hat. Sorry, aber davor bin ich wirklich nie gefeit!

Autopilot OFF

Nur zur Klarstellung: Nein, ich höre keine Stimmen. Ich spreche davon, dass mein Ego – also mein Geist – meinem Selbst – also meinem Bewusstsein – ständig die Welt erklärt. Besserwisserisch, schulmeisterlich, rechthaberisch, manchmal auch richtig fies und verletzend, von oben herab und mit erhobenem Zeigefinger. Würde ich dem immer Glauben schenken und mir nicht bewusst machen, dass mein Gehirn die meiste Zeit im Autopilot unterwegs ist, sähe es wirklich düster für mich aus. Aber ich weiß, es macht nur seinen Job! Nicht mehr und nicht weniger. Ob ich mich auf sein Urteilsvermögen verlassen kann, muss ich immer wieder bewusst hinterfragen. Ich sehe es inzwischen als eine Art Trainingsprogramm: viele meiner selbstverurteilenden Gedanken, die mir im Lauf eines Tages so durch den Kopf gehen, werden mir erst vorm Einschlafen im Bett bewusst. Im Nachhinein – lasse ich einige davon Revue passieren – ist es einfacher, sie zu entlarven und zu relativieren. Schwieriger ist es schon, sie unmittelbar zu erkennen. Denn meistens bin ich so in einer Situation gefangen, dass ich den nötigen Abstand dazu nicht herstellen kann, um sie mir bewusst zu machen.

Boxenstopp fürs Gehirn

Die Königsdisziplin, für die ich mich erst noch qualifizieren muss, ist jedoch, solche Gedanken erst gar nicht mehr von meinem Gehirn denken zu lassen. Und zwar, weil ich sie durch positive, bestärkende Glaubenssätze obsolet mache. Klingt komisch, aber unser Gehirn ist wie ein Muskel, der trainiert und geformt werden kann. Und genau dafür nutze ich Hilfsmittel wie tägliche Affirmationen oder Meditation. Die tief eingekerbten Nervenautobahnen im Gehirn lassen sich dadurch langsam aber sicher verlegen – steter Tropfen höhlt den Stein. Wir schaffen es so, uns „umzuprogrammieren“, unser Gehirn gütiger und nachsichtiger mit uns werden zu lassen. Unsere Gedanken also vom Kampf- und Überlebensmodus, dieser aggressiven Art uns selbst gegenüber, hin zu einem Zustand des verständnisvollen Mitgefühls zu transformieren.

Mein Geist – ich – bin die Person, mit der ich die wichtigste und mit Abstand längste Beziehung in meinem Leben führe. Wäre es da nicht angebracht, freundlicher mit sich zu sein? Ein guter erster Schritt ist sicher, sich darüber bewusst zu werden, welche Geschichten wir uns tagtäglich selbst erzählen und vor allem wie wir mit uns selbst sprechen. Denn unsere Gedanken formen unser Dasein und schaffen letztlich unsere Realität. Fang also an, mit dir selbst Freundschaft zu schließen und sei lieb zu dir!

In der Rubrik „Glüx-Schlüssel“ oben findest Du Anleitungen für Affirmationen und Meditationen, die dir helfen können, liebevoller und aufmerksamer mit dir selbst umzugehen.